13 Gründe, warum ein eigener Zahn besser ist als ein Implantat

Zahn oder Implantat? Für viele Patienten ergibt sich heute öfter mal die Frage, ob man einen Zahn erhalten soll oder lieber nicht. Als Alternative zur Zahnerhaltung wird dann häufig ein Implantat vorgeschlagen. Nachdem sich diese Behandlungsmethode in den letzten 25 Jahren sehr stark verbreitet hat, weiss man heute eben auch, was alles schief gehen kann bei einem Implantat. Auf der anderen Seite haben sich die Möglichkeiten zur Zahnerhaltung im selben Zeitraum geradezu dramatisch verbessert. Behandlungen, wie chirurgische Kronenverlängerungen oder Wurzelbehandlungen unter dem OP-Mikroskop sind zwar noch nicht in jeder Praxis Standard, verbreiten sich aber zunehmend. Und das, obwohl sie von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt werden. Scheinbar lassen sich die Menschen von den Krankenkassen immer weniger vorschreiben, wie sie zu leben haben und wie sie behandelt werden.

Nur, warum sollte man denn eigentlich versuchen, einen eigenen Zahn zu erhalten? Wo das Implantat doch so verlockend erscheint? Hier mal die dreizehn wichtigsten Fakten, die für die eigenen Zähne sprechen.

Chirurgisches Risiko

Von der Entfernung eines Zahnes bis zur fertigen Implantatkrone erfordert es in der Regel drei blutige Eingriffe. Zahn raus, Implantat rein, Implantat freilegen. In manchen Fällen können das auch weniger oder mehr sein, je nach Ausgangssituation oder gewünschtem Aussehen. Jedoch birgt jede Operation Risiken, denn es sind häufig empfindliche Strukturen wie die Kieferhöhle oder Nerven im Weg. Also nix für schwache Nerven.

Zeit

Für so ein Implantat braucht es oft unglaublich viele Termine. Die Kurzfassung: Zahn raus, ggf. Nähte entfernen, mindestens sechs Wochen warten, Planungstermin mit Röntgenbildern, Implantationstermin, Kontrolle nach Implantation, Nähte entfernen, wieder drei bis sechs Monate warten, Freilegen des Implantates, Nähte entfernen, Abdruck für Krone nehmen, Anprobe von Aufbau und Krone, Krone einsetzen. Dazu eventuell noch Abdruck für ein Provisorium, Einsetzen des Provisoriums, Einsetzen des rausgefallenen Provisoriums, Behandlung von Komplikationen usw. Das sind schnell mal zehn bis fünfzehn Termine. Wie viel Zeit kostet Sie ein Zahnarzttermin?

Hinfahren, ggf. Warten, die Behandlung selbst, nach Hause fahren, ggf. krank geschrieben sein. Da kommen insgesamt schnell dreißig Stunden und mehr zusammen. Was kosten Sie dreißig Stunden?

Es gibt natürlich Möglichkeiten, die Sache zu beschleunigen, zum Beispiel durch Sofortimplantationen. Jedoch erhöht sich gleichzeitig das Risiko für Implantatverluste und ein schlechteres Aussehen.

Kosten

Wo wir schon mal dabei sind, das Implantat zum Ersatz eines einzelnen Zahnes ist meistens auch die teuerste Lösung. Selbst das volle Programm zur Zahnerhaltung, also Zahnaufbau, Wurzelbehandlung unter OP-Mikroskop, chirurgische Kronenverlängerung und Teilkrone/Krone ist zusammen meistens billiger als ein Implantat.

Empfindsamkeit

Ein eigener Zahn hat in seiner Wurzelhaut Drucksensoren. Die haben einen wichtigen Zweck, sie warnen vor Überlastung und steuern die Kaubewegung. Ein Implantat hat das nicht. Es fühlt sich also nicht richtig „echt“ an. Was für Auswirkungen hätte es, wenn zum Beispiel Ihre Haut keinen Druck mehr spüren könnte?

Röntgenbelastung

Für eine Wurzelbehandlung müssen in der Regel drei bis vier kleine Röntgenbilder gemacht werden. Für Implantate werden praktisch standardmäßig 3D-Aufnahmen gemacht. Schon deshalb, weil im Falle einer Komplikation der Nachweis erbracht werden muss, dass man alles dafür getan hat, dass nichts schief geht. Die Strahlenbelastung eines DVTs, also 3D-Röntgen ist aber zigfach höher als bei den kleinen Einzelzahnröntgenbildern. Nur in schwierigen Fällen wird auch bei einer Wurzelbehandlung mal ein DVT gemacht.

Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen

Natürliche Zähne haben eine Schutzbarriere, die den Implantaten fehlt. Nämlich feste Bindegewebsfasern, die wie Seile auf der Wurzeloberfläche verankert sind und das Zahnfleisch festhalten. Da kommen Bakterien nicht so schnell durch. Bei Implantaten können Bakterien schnell bis zum Kieferknochen gelangen und dort eine ziemlich unangenehme Entzündung auslösen, die zum Knochenverlust führt.

Behandlungsmöglichkeit der Entzündung

Wenn ein Zahn eine Parodontose hat, dann kann man die Wurzeloberfläche reinigen und glätten. Problem gelöst. Wenn ein Implantat eine sogenannte Periimplantitis hat (was praktisch zum selben Ergebnis führt), dann geht das nicht. Die Implantatoberfläche ist mit Absicht sehr rauh, damit sie mit dem Kieferknochen verwachsen kann. Und diese Metalloberfläche im Falle eines bereits geschrumpften Kieferknochens glatt zu polieren ist eine wirkliche Sauerei und funktioniert auch nicht besonders gut.

Provisorium

Von der Zahnentfernung bis zur fertigen Implantatkrone vergehen viele Monate, in denen Sie möglicherweise eine Zahnlücke haben. Die muss, wenn sie weiter vorne ist, ja auch irgendwie zugemacht werden. Auch das Provisorium kostet Zeit, Geld und Nerven.

Aussehen

Bei jeder Zahnentfernung gehen Kieferknochen und Weichgewebe verloren. Der Kiefer schrumpft sozusagen. Das verhindern auch die besten Vorsorgemassnahmen nicht vollständig. Das kann sich später aber sehr ungünstig auf das Aussehen auswirken. Für hintere Backenzähne mag das unwichtig sein, aber für Schneidezähne kann es extrem wichtig sein. Vor allem dann, wenn Sie beim Lachen viel Zahnfleisch zeigen. Wenn durch den Verlust eines Schneidezahnes das Zahnfleisch wegschrumpft und sich nicht wieder aufbauen läßt, dann heisst es Adé, herzhaftes Lachen. Wie genau sich das Zahnfleisch nach dem Zahnverlust und dem Setzen des Implantates verhält, läßt sich leider immer noch nicht genau vorhersagen.

Was kommt danach?

Wenn ein wurzelbehandelter Zahn irgendwann scheitert, dann kann man danach ja ein Implantat machen. Aber was ist, wenn das Implantat scheitert? Kann man dann ein Neues machen? Vielleicht ja, aber vielleicht auch nicht. Wenn kein Knochen mehr da ist, dann kommt vielleicht schon die Prothese. Das Implantat ist oft die letzte Option für feste Zähne. Ein Joker sozusagen. Man sollte sich gut überlegen, wann man seinen Joker ausspielt. Wenn man noch ein paar Asse im Ärmel hätte, könnte man die ja erstmal spielen, oder?

Folgeaufwand + Ersatzteile

Weil bei einem Implantat zu den biologischen Problemen auch noch mechanische dazukommen, ist mit einem höheren Pflege- und Wartungsaufwand zu rechnen als bei natürlichen Zähnen. Außerdem, was passiert eigentlich, wenn in fünfzehn Jahren mal eine Implantatschraube bricht und erneuert werden muss? Wie sicher können Sie dann sein, dass es den Implantathersteller oder das passende Ersatzteil dann noch gibt? Das könnte zu größeren Schwierigkeiten führen.

Verträglichkeit

Nun wird Titan ja ständig als Ersatzteil irgendwo im Körper eingebaut. Die meisten Menschen vertragen es auch gut. Aber es gibt auch Menschen, die Titan nicht so gut vertragen. Wenn man das aber erst dann feststellt, wenn der Zahn schon weg und die Lücke da ist, was dann?

Eine Alternative wären Keramikimplantate. Aber Vorsicht! Die können brechen. Hab ich schon gesehen. Damit kommen wir gleich zum nächsten und letzten Punkt.

Entfernbarkeit

Wenn Sie einen Zahn loswerden wollen, kein Problem. Durch die Wurzelhaut ist er leicht entfernbar. Aber ein Implantat ist fest mit dem Knochen verwachsen. Das kann man nur im Block rausfräsen. Glauben Sie mir, das möchten Sie nicht.

Wow, das sind jetzt doch mehr Punkte geworden, als ich vorher gedacht hätte. Jetzt ist vielleicht der Eindruck entstanden, ich hätte was gegen Implantate. Das ganze Gegenteil ist der Fall. Implantate sind ein enorm wichtiger Baustein, um ein Gebiss langzeitstabil zu halten, wenn einzelne Zähne bereits verloren gegangen sind oder sich nicht sinnvoll erhalten lassen. Oder wenn nur noch sehr wenige Zähne da sind. Dann ist man auf Implantate angewiesen, um die restlichen Zähne mit dem Zahnersatz nicht zu überlasten. Nur eines ist für mich ganz eindeutig klar:

Ein Implantat ist keine Alternative zur Zahnerhaltung. 

Sondern eine Option für danach. Wenn es möglich und sinnvoll ist, einen Zahn zu erhalten, dann sollte man es tun. Wenn Sie eine Entzündung am Fuss haben, lassen Sie sich ja auch nicht das Beim amputieren, weil es so schöne Prothesen gibt. Die Amputation des Beines wäre ja auch nur dann eine Option, wenn alle Versuche gescheitert wären, die Entzündung zu bekämpfen oder wenn die Entzündung den restlichen Körper gefährden würde. Und auch mit Zähnen sollte man meines Erachtens nicht so rabiat umgehen und sie immer gleich rausziehen, nur weil es Implantate gibt. Zähne zu erhalten ist zwar manchmal aufwendig, sie zu ziehen aber auch. Nur das der Aufwand erst später kommt. Dann haben Sie aber keine Wahl mehr…

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